Ich liebe Sperrmüll

von | 11. Mai 2024 | Andacht, Presseartikel

Noch heute kann ich es mir nicht verkneifen, etwas genauer hinzusehen, was da so alles an der Straße steht. Als Student war ich ein echter Sucher und Sammler. Was habe ich da nicht alles recycelt. Wenn man wenig Geld hat, kann man fast alles irgendwie  gebrauchen.  Aber das ist vorbei. Heute sammle ich nicht mehr. Heute überlege ich, was ich rausstellen kann, was nichts mehr taugt und  nur  noch  Platz  wegnimmt. Heute liebe ich den Sperrmüll eben anders: Mir gefällt das gute Gefühl, Platz zu schaffen, leichter zu werden.
Es tut gut, sich von Ballast zu trennen und Platz zu schaffen. Wenn es nur genauso leicht wäre, sich vom inneren Ballast zu trennen. Von Gefühlen die mir nicht guttun, von Sorgen die mich nicht  schlafen  lassen  oder von Nöten die einfach nicht kleiner werden.
Beim  Sperrmüll  weiß  ich: den muss ich an die Straße stellen,  damit  er  abgeholt wird. Aber wohin soll ich mit diesen inneren Belastungen? Jesus  hat  einmal  gesagt: „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.“ Vielleicht hat er den Menschen damals seine Art des Sperrmülls angeboten: Bringt  mir,  was euch belastet. Stellt es hier ab und ich gebe euch dafür Ruhe.
Vor ein paar Wochen habe ich erlebt, dass das wirklich funktioniert. Unsere Familie hat ein schwerer Schicksalsschlag getroffen. Ich konnte nachts nicht mehr schlafen. Zuerst dachte ich noch, das wird wieder. Aber so etwas wird  nicht  einfach.  Ich brauchte Hilfe, musste mit meinen Gedanken und Sorgen klarkommen. Aber so etwas geht nicht immer alleine. Mitten in einer Nacht habe ich meine Hände gefaltet und zu Jesus gesagt: Ich brauche jetzt deine Hilfe. Ich pack das nicht mehr.
Anschließend konnte ich zumindest schon einmal einschlafen. In den folgenden Tagen habe ich gespürt, wie sich  meine  Sorgen  verändern. Die lebensbedrohliche Krankheit ist nicht einfach weg und die Sorgen ploppen immer wieder auf. Aber ich weiß, dass ich das nicht alles alleine stemmen muss. Ich weiß, dass Jesus schon wartet, dass ich mir von ihm helfen lassen, selbst mitten in der Nacht.
Ob das immer funktioniert? Ich weiß es nicht. Aber ich werde es immer wieder ausprobieren. Dabei fällt es mir eigentlich eher schwer, mir helfen zu lassen. Aber das ist eben wie beim Sperrmüll. Der löst sich auch nicht von alleine auf, den muss man an die Straße stellen. Meine Sorgen bringe ich zu Jesus.
Ihr Ralf Schweinsberg