Liebe Leserinnen und Leser,
diese Gedanken schreibe ich ganz unter dem Eindruck der schweren Erkrankung unserer Pastorin Cornelia Trick. Sie hat das Titelbild für diesen Gemeindebrief ausgesucht.
So wie Paulus, der diese Worte in Athen zu den versammelten Menschen gesagt hat, so sprechen mich diese Worte auch an. Ich sehe mich bei denen stehen, die Paulus so leidenschaftlich anspricht und ihm aufmerksam zuhören. Ja, es ist für mich gut zu wissen, dass Gott nicht ferne von mir ist, dass er mir Begleiter, Beschützer und Leitung sein will. In allem, was ich denke, sage und tue, darf ich mich an dem Willen Gottes orientieren. So wie Jesus es mir vorgelebt hat und auf seinem Weg mit mir auch immer wieder aktualisiert, so will ich mein Denken nach Gottes Willen ausrichten, meine Worte aus dieser Verbindung heraus formulieren und mein Handeln nach seinem Willen gestalten.
Das sind gute Vorsätze, genau genommen christliche Grundsätze, die ich aber oft genug in meinem Alltag außer Acht lasse. Sind das etwa die Zeiten, in denen ich diese Nähe Gottes einfach nicht spüre, in denen er dann doch ferne von mir ist? Oder weil ich ihn, Gott, nicht einbeziehe in mein tägliches Leben? Wenn mein Leben so richtig durchgeschüttelt wird, es war gerade noch alles so gut, ich hatte ein so wohliges Gefühl. Von heute auf morgen die schwerwiegende Diagnose – Gott was soll das? Wo ist diese Nähe, dein nicht ferne sein? Da fehlt mir die Antwort, da häufen sich die Fragezeichen und Zweifel. Aber diese Worte versprechen mir auch nicht, dass es nicht auch einmal sehr dunkel und kalt in meinem Leben werden kann. Aber auch dann gilt für mich, Gott ist nicht ferne von mir. Er stellt mir Jesus an die Seite, der auch den schweren Weg mit mir gehen will.
Mir fällt das Wort – Dennoch – ein und ich finde die Worte in Psalm 73, 23-24. Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich in Ehren an.
Er, Gott, findet auch für mich einen Weg aus dem Dunkel hinaus ins Licht des Lebens. Unser Titelbild macht es deutlich, auch wenn der Weg, die Treppe eng und schmal ist; am Ende sehen wir Licht, es kann auch sein Licht sein, das mich über meinen irdischen Weg hinaus weiterführt, hin zu ihm.
So darf ich in vollem Vertrauen in seiner Nähe leben, und er, Gott, gibt mir die Freiheit, meinen Lebensteppich zu weben, dessen Muster am Ende meines Lebens, so hoffe ich, ein Ganzes ergibt.
So wünsche ich dir und mir, dass Gott nah bei uns ist bei den Urlaubsfahrten, in den Erholungsphasen, und dann wieder im Alltag. Auch uns als Gemeinde will er deutlich machen, dass wir aufeinander achten, und uns aus seiner Kraft heraus auch gegenseitig Nähe zeigen und stärken dürfen. Er ist mit seiner Hand ganz nah und will sie segnend und schützend über uns halten, in welcher Lebenslage wir auch gerade sind. Er will uns mit dem Licht seiner Liebe zu neuer Freude und Hoffnung führen.
Mit herzlichem Gruß
Roland Ott